chrysophylax' Kangoo Basteltips von Jochen Wienstroth stehen unter einer Creative Commons: Namensnennung - Keine kommerzielle Nutzung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. |
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sind bei meinem Kangoo irgendwie ein Quell ewiger Unfreude - aber damit bin ich wohl nicht alleine. Damit andere Leute es nicht ganz so schwer haben, hier meine Tips zum Thema:
Bremsen vorne:
Direkt vom Kauf an hatte ich mit den vorderen Bremsen (Scheiben und Beläge) irgendwie nichts als Ärger. Beides
zusammen hielt jeweils ca. 30000km und musste dann ausgetauscht werden, was mit Original-Renaulteilen ein teures
Vergnügen ist. Es gehen diverse Berichte über mechanisch anfällige Bremsen, die von Renault auf Kulanz
ausgetauscht wurden - meine ist definitiv nicht bei dieser Serie. Mit etwas über 60000km passierte es auf einer
Urlaubsfahrt, dass ein Belag auf einer Seite sich festklemmte und dadurch die Bremsscheibe auf der Seite komplett
durchglühte. Diese wurde daraufhin ziemlich eirig beim Fahren und ich schleppte mich im Urlaub mit Mühe und Not zum
nächsten Renault-Händler.
Dort hatte ich dann allerdings Glück im Unglück: Es war nur das türkische Filialfaktotum mit 20 Jahren Renault-
Schraubererfahrung da (wegen Urlaubssaison) und weit und breit kein Scheff. Der gute Mann hat mir dann
freundlicherweise erst meine Scheibe von Hand notdürftig abgedreht und geradegeschliffen, danach meinen
Bremssattel gereinigt und wieder gangbar gemacht, und mich dann mit der Ermahnung, dass das Ganze nur eine
Notlösung "bis nach Hause" sei und ich unbedingt neue Scheiben und Beläge bräuchte nach Hause geschickt.
Der Spaß hat mich einen lächerlich niedrigen Betrag für seine Arbeit gekostet, dafür aber noch den folgenden Tip
gebracht: Auf das Versprechen hin nicht zu erwähnen, dass ich den Tip von ihm habe erzählte er mir, dass er auch
Kangoo fahre und wohl Renault bei der Auswahl der Eisensorte für die Scheiben etwas Mist gebaut habe und das Eisen
deutlich zu weich sei. Er hätte das Verschleissproblem schon bei vielen
Kangoos gehabt und empfahl mir als Abhilfe, zu einem beliebigen Pauschal-Schrauber wie Arrogant-Teuer-Unverschämt,
Gruben-Halt o.Ä. zu gehen und dort meine Bremsen richten zu lassen. Die Scheiben der Nachbauer wären deutlich
robuster und würden länger halten. Wichtig wäre dabei nur, einen Pauschal-Schrauber auszuwählen, für dessen
Scheiben man eine ABE mit im Auto rumkarren muss - alle Anderen wären der gleiche Zulieferer und das gleiche
Material, das Renault auch nutzt.
Gesagt, getan - und mein nächster Satz Beläge vorne hielt 50000km, der neue Satz Scheiben 100000km. Ich bin dem
Mann und der Urlaubspanne bis heute dankbar. Dafür fahre ich gerne einen grünen Zettel mit einer ABE für meine
Nachbau-Scheiben im Auto mit mir rum. Ach ja, dramatisch billiger als bei Renault wars auch noch.
Was erfahrungsgemäß auch noch recht gut hilft: Die Führungen für die vorderen Bremsbeläge versiffen gerne mal, werden so schwergängig und bewegen sich beim Loslassen der Bremse nicht mehr vernünftig von der Scheibe weg. Wenn man liebevoll bei jedem Wechsel von Sommer- auf Winterräder und umgekehrt die Führungen putzt und wieder locker gängig macht, leben die Beläge auch DEUTLICH länger. Nebenbei verschwinden auch pfeifend-quietschende Geräusche, die Kangoo-Vorderbremsen gerne mal beim Geradeauslauf machen, wenn die Beläge schwergängig klemmen.
Bremsen hinten:
Nach 160.000km zerlegte sich bei mir das linke hintere Radlager, bei der Gelegenheit stellte ich auch gleich fest,
dass auf den Bremsbelägen auch nicht mehr wirklich viel drauf war. Nachdem die Preisvorstellung sowohl von
Pauschal-Schraubern als auch Renault horrend (jeweils ca. 400-450 € für den Tausch von 2x Bremsbeläge
hinten und 2x Radlager) waren, entschied ich mich mal wieder selbst an meinem Auto zu schrauben. Die Teile
haben mich im Internet zusammen 110€ incl. Versand gekostet, zusätzlich hatte ich ca. 3 Stunden Arbeit, aber
davon auch viel Zeit nur für Liebe und Pflege. Zum Radlager dort
mehr.
Ein Satz Bremsbeläge für meine Trommelbremse (kleine Ausführung 213mm Durchmesser, KEINE erhöhte Nutzlast) kostet
ca. 40€ incl. Versand. Es ist empfehlenswert, gleich das "Montagekit" mit allen Federn und Kleinteilen für weitere
8€ mitzubestellen.
Das größte Problem liegt vermutlich darin, die Trommel über die alten Beläge runterzukriegen. Da hilft nur Geduld,
sachte Gewalt und viel "ziehen und drehen" gleichzeitig. Je zarter man vorgeht, umso länger dauert es aber
auch umso weniger Schaden nehmen die Bremsbeläge, die evtl. doch noch ganz in Ordnung sind.
Grobe Vorgehensweise:
Auto aufbocken, Rad ab, Nabendeckel ab, Sicherungsmutter abschrauben. Das Radlager in der Trommel sitzt auf der
Achse meist recht beweglich, so dass wirklich nur die Bremsbeläge als Hindernis wirken. Vorsichtig scheuern und
ziehen.
Zu diesem Trick habe ich kürzlich eine Rückmeldung per Mail bekommen: Man kommt zwar durch das Loch an die Rändelmutter, allerdings ist die Feder-Rändelmutter-Mechanik so ausgesprochen fragil, dass jeder dieser Versuche unweigerlich damit endet, dass der Nachstellmechanismus anschliessend defekt ist und man ihn ersetzen muss. Daher lieber erstmal mit mehr oder weniger zarter Gewalt versuchen, die Trommel ohne Befummeln dieses Mechanismus abzubekommen. Andererseits: Im oben erwähnten "Montagekit" für 8€ waren neue Nachsteller drin - da kann man sich schonmal überlegen, wie lange man für das Geld an der Trommel würgt.
Wenn die Trommeln ab sind, erst eine Seite komplett fertigmachen, damit man auf der anderen im Notfall nachsehen
kann, wie und wo welche Feder langgeführt wird. Tip: Bei mir war auf beiden Seiten jeweils die Seite des
Bremszylinders, die auf die Backe mit dem Handbremshebel drückt festgegammelt, was die Bremswirkung herabsetzt.
Wenn die Beläge runter sind, muß man die Stössel des Bremszylinders ohne Kraftaufwand auf der einen Seite
reindrücken können und der Stössel auf der Gegenseite kommt dafür raus. Wenn man das 20mal in beide Richtungen
gemacht hat, ist das Ganze wieder schön flutschig-gängig. Achtung, nicht zu weit drücken - sonst fällt der
Zylinder auf der Gegenseite raus und ihr habt eine Riesensauerei und ein ebenso großes Problem. Meinen
festgegammelten Zylinder hab ich wieder gängig gekriegt, indem ich die Gegenseite unbeweglich verkeilt habe
und dann vorsichtig mit der Fußbremse gepumpt habe, bis er rauskam. Dann unter der Gummikappe geputzt, und von
Hand wieder reingedrückt. Nach dem 10. Mal flutschte es wieder ganz leichtgängig.
Vor dem Zusammenbau die Trommel innen mit grobem Schleifpapier entgraten und entgammeln, dann geht sie ab sofort
und in Zukunft besser über die Beläge. Mit dem (hoffentlich noch intakten) Nachsteller die Beläge so weit nach
aussen schrauben, dass die Trommel gerade eben drüber geht und im aufgesteckten Zustand nicht schleift. Hier
lohnt sich etwas Geduld und mehrere Durchgänge - je besser das einjustiert wird, umso weniger Weg hat man nachher
mit Bremspedal und Handbremse. Fatale Gefahr: Wenn die Beläge in Ruhe zu weit innen sind, zieht die Handbremse nicht
obwohl man den Griff unter der Achsel hat und bei der Fußbremse muß man "nachpumpen", weil man bis zum Anschlag
des Pedals Bremsflüssigkeit ins System gedrückt hat, die Beläge aber immer noch nicht weit genug aussen
sind um zu schleifen.
Bleibt die immer wieder auftauchende Frage nach der selbstsichernden Mutter für die Radnabe: Renault verbaut und berechnet selbstverständlich jedesmal wenn eine Hinterradtrommel ab war eine neue selbstsichernde Mutter. Die Pauschal-Schrauber zumindest in meiner Heimatstadt machen das definitiv nicht. Dürfen darf man das nicht, was man mit seinem Gewissen macht ist das Andere - ich empfehle jedenfalls auch das wenige Geld in neue Muttern zu investieren. Was nützt einem das schönste Auto, wenn man unterwegs sein Hinterrad samt Bremstrommel verliert....
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Letzte Änderung: 25.01.2011 JWie